DWK-Triebwagen
Sammlung Patrick W. Paulsen

Ganz am Anfang der Geschichte der "Loks aus Kiel" steht nicht etwa der Bau von Lokomotiven, sondern der von... Triebwagen! Diese Entscheidung lässt sich leicht nachvollziehen, wenn man die damalige Zeit betrachtet: Die Verantwortlichen mussten damals kaufmännische Kunststücke bewerkstelligen, um aus der Kieler Werft, also einem reinen Rüstungsbetrieb, unter dem Druck des Versailler Vertrages eine zivile Produktionsstätte zu gestalten. Händeringend wurden Marktlücken gesucht, und eine solche war zum damaligen Zeitpunkt der Bau von Triebwagen – von diesen bislang weitgehend unbekannten Motorfahrzeugen standen nur wenige Einzelstücke mit durchwachsenem Erfolg auf Gleisen. Tendenz allerdings stark steigend. DWK nutzte dabei die noch aus der Rüstungsproduktion vorhandenen Schnellbootmotoren, um die ersten Triebwagen zu motorisieren, bevor man sich an die Konstruktion eigener Vergasermotoren begab. Wie die ersten vier Versuchsfahrzeuge entstanden, berichtet das Kapitel Erste Schritte.

DWK leistete in den folgenden Jahren nahezu Unglaubliches. Rund 50 Triebwagen wurden zwischen 1921 und 1925 gebaut und mit größtenteils recht gutem Erfolg verkauft. Schon während des Baus des ersten Fahrzeugs gab es ein durchdachtes Typenprogramm, das später allerdings wieder zusammengestrichen wurde. DWK gelang es auch, der Hauptkonkurrenz in Form des Herstellers AEG Paroli zu bieten. Später wurde sogar eine Kooperation mit AEG eingegangen, die in der gemeinsamen, aber erfolglosen "TAG" (Triebwagen-AG) mündete.

Der Erfolg mit den Triebwagen sorgte dafür, dass DWK den Umstieg von einem Rüstungsbetrieb auf die nicht-militärische Produktion recht problemlos bewältigte. Über die Fahrzeuge selbst gibt es unterschiedliche Berichte: Manche Bahngesellschaft liebte die neuen Fahrzeuge, andere kamen mit den neumodischen Wagen überhaupt nicht zurecht. Der große Bekanntheitsgrad ist allerdings der markanten "Spitzmaus"-Form der frühen Wagen zuzuschreiben, die auch heute noch recht modern anmutet – leider wurde diese Form nur in den ersten drei Jahren produziert, allerdings bei allen Typen. Danach folgte die etwas einfallslosere kantige Variante, die als "Kommißbrot" bekannt wurde. Die "Spitzmaus"-Wagen werden auf einer eigenen Seite noch genauer beleuchtet.

Die angebotenen Typen I bis IV werden auf eigenen Seiten detailliert vorgestellt (siehe Menüspalte links). Ab 1925 gesellte sich auch ein Typ V hinzu. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte der Bau von Triebwagen bei DWK bereits wieder den Zenit überschritten. Schwierige wirtschaftliche Zeiten brachen an, zumal die Waggonfabriken zu diesem Zeitpunkt allgemein unter fehlenden Aufträgen leiden. DWK stellt noch einige Sonderanfertigungen her, die nur selten noch etwas mit den typisierten Fahrzeugreihen zu tun hat, und 1935 schließlich läuft der letzten Triebwagen vom Band. Stattdessen konzentriert man sich seit 1925 auf die Lieferung von Motoren und Getrieben an andere Hersteller und an Bahnverwaltungen, was sich als deutlich profitabler herausstellt.

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